Führen, mitnehmen, überzeugen – aber wie?

Gruppenbild 1 Herbsttreffen 2023

Wie gelingt Führung in einem Unternehmen, das seine Mitarbeiterzahl jährlich verdoppelt? Wie managt man eine schnell wachsende, agile Einheit in einem konservativ hierarchischen  Konzern? Und worauf kommt es im Veränderungsprozess an – wann fühlt sich die breite Masse der Mitarbeitenden mitgenommen?

Um diese und andere Fragen der Führung mit und ohne disziplinarische Zuständigkeit ging es beim Herbsttreffen des Managerinnen-Netzwerks im DECHEMA-Haus in Frankfurt. Sechs erfahrene Führungskräfte schilderten ihre Erfahrungen in ganz unterschiedlichen Kontexten: Vom selbstgesteuerten Team über verschiedene Perspektiven in internationalen Konzernen bis zu agilen Organisationen und Start-ups reichten die Organisationsformen.

Herbsttrefefn 2023 Referenten

Fabiola Gerpott, Professorin für Personalführung an der WHU – Otto Beisheim School of Management, zeigte eindrücklich, welche Rolle „Führen durch Vorbild“ gegenüber „Führen durch Ansage“ spielen kann, und ging auf die verschiedenen Dimensionen von „Einfluss“ ein. Take-Away-Message: Nicht (nur) auf die Ansagen, auch auf das Zuhören kommt es an!

Susanne Leonhartsberger baut als President Biosolutions die Biotechnologie-Sparte innerhalb der Wacker Chemie AG auf. Das beinhaltet nicht nur die Integration von neu akquirierten Unternehmensteilen, sondern auch den Umgang mit unterschiedlichen Wachstumsgeschwindigkeiten und Kulturen im Unternehmen. Ihre Botschaft: Um alle mitzunehmen, ist es wichtig, die Botschaften so anzupassen, dass sie bei allen ankommen.

Yvonne Linz meistert als Head of Customer and Commercial Excellence EMEA und Head of Post Merger Integration EMEA den Spagat zwischen “klassischer Linie“ und dem unternehmerisch geprägten Vorgehen beim Aufbau neuer Strukturen. In ihrem Vortrag wurde deutlich, wie wichtig es ist, diese beiden Rollen erstens zu erkennen und zweitens sich auf ihre sehr unterschiedlichen Anforderungen mit den jeweiligen Mitarbeitenden situativ einzustellen.

Ulrike von dem Hagen, Interimsmanagerin mit einem großen Erfahrungsschatz in unterschiedlichen Unternehmen, schilderte ihre Erfahrungen als Change-Verantwortliche in einer Matrixstruktur. Hier kommt es häufig zu Konflikten zwischen den Zielen, die aus den unterschiedlichen Dimensionen der Matrix resultieren. Umso wichtiger sind die Priorisierung der Aufgaben und  die Einschätzung, wer wann mit welchen Informationen versorgt und aktiv eingebunden werden muss, um Projekte über Business Units hinweg zum Erfolg zu führen. Um für die Mitarbeitenden dabei die notwendigen Freiräume zu gewährleisten, müssen Führungskräfte sich gegebenenfalls auch schützend vor sie stellen.

„Warum Startups Konzerne abschaffen und besser für die Zukunft gerüstet sind“ – so hatte Daniel Grünes, erfolgreicher Gründer in der Bioprozess-Branche, seinen Impuls überschrieben. Und er hatte Argumente für seine provokante These. Startups sind schneller, eher bereit, auch mal etwas auszuprobieren und Fehler zu tolerieren, und sie leben oft vom Vorbild und der Eigenverantwortung. Für die Wachstumsphase eines Unternehmens sind dies wesentliche Faktoren, die Disruptionen überhaupt erst möglich machen.

So unterschiedlich die Umfelder und Führungserfahrungen der Vortragenden sind, eines haben alle gemeinsam: Mindestens ebenso wichtig wie die hierarchische Position ist die Fähigkeit, auf unterschiedliche Typen von Mitarbeitenden und Kollegen einzugehen und sie zum Mitmachen zu überzeugen. Welches Instrumentarium dazu zur Verfügung steht, zeigte Gary Thomas, Global Leadership Trainer und Coach, in seinem Nachmittagsworkshop.  Sehr unterhaltsam und fundiert stellte er die verschiedenen „Werkzeuge“ vor – so systematisch und analytisch hatten die meisten das wahrscheinlich bisher noch nicht durchdacht.

Fazit 1 dieses gelungenen Tages: Führung ist so unterschiedlich wie die Organisationen, die geleitet werden wollen und nicht zuletzt wie das jeweilige Mindset der Führungskräfte. Bei aller Individualität kann man viel voneinander lernen, gerade aus den persönlich geschilderten Erfahrungen; am Ende muss jede aus diesem Baukasten ihren eigenen, authentischen Führungsstil entwickeln.

Fazit 2: Die Zeit reicht nie – die Diskussionen mit den Referentinnen und Referenten, aber auch unter den Teilnehmerinnen, hätten wahrscheinlich leicht noch mehrere weitere Stunden gefüllt.

Gut, dass die nächsten Gelegenheiten zum Weiterdiskutieren schon feststehen:

Am 26. Januar 2024 lädt das Managerinnen-Netzwerk zur inzwischen 5. Online-Kompetenzbörse. Das Frühjahrstreffen 2024 findet dann am 19. April 2024 bei Revvity in Hamburg statt.

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Führen, mitnehmen und überzeugen ist zu einem großen Teil Kommunikation. Wie gut sich Bilder dazu eignen, erfuhren die Teilnehmerinnen im Vortagsworkshop „Visualisieren für Managerinnen“ mit Martina Daub von BIOART – ein tolles Tool für Change- und alle anderen Prozesse!